29.07.2019
In ihrer Wahlheimat Frankreich genießt die Sängerin Irma Starstatus, in Deutschland ist sie noch ein Geheimtyp. Glücklich schätzen durften sich daher alle, die am Freitag ihr intimes und sehr persönliches Konzert im Rahmen des Palatia-Jazz-Festivals im Dürkheimer Haus Catoir erlebten.
Von Christian Gaier
Im sehr kleinen Rahmen mit Clubatmosphäre ist das Publikum dem Künstler viel näher als in einer großen Konzerthalle. Daher sind die Besucher nicht nur räumlich, sondern auch emotional viel näher am musikalischen Geschehen dran. Diese Nähe wurde beim Konzert in der Kurstadt äußerst vielschichtig und spannend gestaltet, denn Irma Pany, wie die am 15. Juli 1988 in Douala in Kamerun geborene Sängerin und Gitarristin mit bürgerlichem Namen heißt, befindet sich gerade in einer Phase des Umbruchs.Von ihrem bisherigen Label, auf dem sie die kommerziell erfolgreichen Alben „Letter to the Lord“ (2011) und „Faces“ (2014) veröffentlichte, hat sie sich getrennt, weil sie bei der Realisierung ihrer musikalischen Ideen unabhängiger und freier sein wollte. Ihr Debütalbum „Letter to the Lord“ erhielt in Frankreich zweifach Platin, ihre erste Single kletterte auf Platz zwei der französischen Single-Charts. Zum Erfolg gehörte aber eine fast endlose Tournee, auf die sie ihr Management geschickt hatte. Irma fühlte sich ausgebrannt und fremdbestimmt, wie sie nach dem Konzert erzählte. Nun also der Neubeginn: „The Dawn“ lautet der Titel ihres neuen Albums, das im Oktober erscheinen soll. Einige Stücke davon spielte sie auch bei ihrem Konzert in Bad Dürkheim.
In Deutschland ist die Sängerin ebenfalls mit ihren Songs „Letter to the Lord“ und „I know“ bekannt geworden. Medial machte sie zunächst auf dem Internetkanal Youtube auf sich aufmerksam, als sie 2007 ihre ersten Videos hochlud, die sie zu ihren Eigenkompositionen und Coverversionen erstellt hatte. Ihre Musik ist melodisch eingängig, ihr Gitarrenspiel filigran, ihre Stimme sehr wandlungsfähig. Sie macht Eindruck, wenn sie in ihrem rosafarbenen Anzug auf der Bühne steht. Sobald sie ihre Gitarre abgestellt hat und mit Loop-Station, Laptop und Mikrofonständer hantiert, wirkt sie manchmal fast schon etwas unsicher.
Ihren Auftritt beginnt sie mit Liedern in klassischer Singer-Songwriter-Tradition, bei denen sie sich selbst auf der akustischen Gitarre begleitet. „I know“ ist zu hören, aber auch Coverversionen wie „ABC“ von den Jackson Five oder „Human Nature“ von Michael Jackson. Das wirkt frisch und unbekümmert, hat Klasse und Stil und hält auch dem von der Fachpresse oft gezogenen Vergleich mit Tracy Chapman stand.
Musikalisch vielfältiger und vielgestaltiger präsentiert sich ihr musikalischer Kosmos, wenn sie ihre neuen Stücke vorstellt. Gesampelte Sounds und Stimmen fließen da ein, Elemente aus Soul und Gospel vermischen sich mit Dance-Beats und Hip-Hop. Beim Anhören der neuen, noch unveröffentlichten Lieder wird deutlich, dass sich da eine neue Irma präsentiert: Musikalisch wagemutiger und ambitionierter, einfach selbstbewusster – das sind nicht nur ihre neuen Stücke, sondern auch Irma ist als Künstlerin gereift, erwachsener und stärker geworden.
Im August stehen noch einige Open-Air-Konzerte in Deutschland an, unter anderem ist Irma am 6. August im Palmengarten in Frankfurt zu sehen und zu hören.
Ausgabe
Die Rheinpfalz Bad Dürkheimer Zeitung - Nr. 173
Datum
Montag, den 29. Juli 2019