21.07.2016
„De Phazz“ und „Mo’Blow“ spielen am Samstag bei „Palatia Jazz“ auf der Klosterruine Limburg
Sehr tanzbar wird der Samstagabend (Beginn 19.30 Uhr) auf der Klosterruine Limburg, wenn mit der Soulband „De Phazz“ und der Sängerin Pat Appleton sowie mit der Berliner Funkband „Mo’Blow“ davor der sommerliche Abschluss gemacht wird beim Festival „ Palatia Jazz “. Beide Bands sind nicht zum ersten Mal auf der Limburg zu Gast.
Die Formation „De Phazz“, inzwischen europaweit sehr angesagt, ist sehr wandlungsfähig in ihrem musikalischen Tun und doch bleibt sie ihrem Auftrag treu, elegante, tanzbare Musik zu machen. Dennoch: Kaum eine Platte gleicht der anderen. Immer ist man ganz nahe am Puls der Zeit und manchmal auch der Zeit voraus. Gerade dann, wenn unerwartete Retro-Klänge mit ins Spiel kommen. Nach den Triphop-Anfängen hat „De Phazz“ auch mal loungigen Latinpop und anderes einfließen lassen. Dabei lässt das musikalische Mastermind Pit Baumgartner fesselnde musikalische Zutaten aus aller Welt nach allen Regeln der Kunst rumoren. Dereinst arbeitete Baumgartner als Hörspiel-Cutter. Das kommt ihm für die Soundtüftelei bei „De Phazz“ sehr zugute. Die unterschiedlichsten Stile, Zitate, quer durch die Popgeschichte montiert er mit handwerklichem Geschick und sehr viel musikalischem Verstand, Geschmack und Innovationskraft. „Ich verstehe mich weniger als Komponist, eher als Cutter, als einer, der Mosaiksteinchen zusammensetzt“, sagt der Heidelberger Produzent. Klasse Musik kommt bei ihm immer heraus. Was diese Klänge so spannend macht, ist gerade die große Stilvielfalt.Die Kompositionen entstehen im wechselseitigen Austausch. Musikalische Ideen werden von den Musikern einzeln auf Tonträger aufgenommen und gegenseitig zugeschickt. Der Empfänger fügt seine eigene Idee oder Zutat hinzu und schickt das Ganze weiter. Ein Netzwerk entsteht somit. Eben dies ist mit ein Grund dafür, weshalb stilistisch so unterschiedliche Songs dabei herauskommen. Soul ist ein wichtiger Bestandteil in diesem gutklingenden Stilmix, daneben spielt Disco, Latin, Chanson und Jazz kräftig mit hinein. Und doch wird das Unterschiedliche von dem typischen De-Phazz-Sound zusammengehalten, den Baumgartner an den Samplern aktiviert. „Private“ heißt das neue und gleichzeitig 10. Album von DePhazz, das akustischen Jazz und Lounge-Pop wieder einen gewohnt entspannten Mix macht.
Als Liveband ist „Mo’Blow“ sehr beliebt, mit ihrer heißen, groovenden Musik wurden sie schon zu etlichen Festivals in ganz Europa eingeladen. Es ist ein Jazz zum Tanzen, den die vier machen. „Wir sind relativ respektlos gegenüber dem Jazz, wir integrieren unserer Musik das, was im Jazz toll ist, aber es kommt dabei etwas heraus, was uns Spaß macht und uns interessiert“, sagt Bandleader Felix F. Falk. Der Groove-Faktor ist hoch in dieser Musik und dementsprechend ist es eher ein jüngeres Publikum, das diese Klänge goutiert.
Freunde von Soul und Funk kommen ebenso auf ihre Kosten wie Liebhaber von jazzgerechten Improvisationen. Der rau-sonore, bärbeißige Sound des Baritonsaxofons, die coolen Vibes des Fender Rhodes Piano, ein funky E-Bass, dem Tobias Fleischer mit seiner Slaptechnik starke rhythmische Impulse beigibt und drums (André Seidel): diese Musik ist hip und sehr tanzbar. Sie kann aber auch schön schmiegsam werden, wenn Pianist Matti Klein zauberische, balladeske Klänge am Fender Rhodes Piano intoniert und Felix Falk zum Altsaxofon wechselt, das er mit glühender Intensität spielt. Gelegentlich lässt er auch das „Didgeribones“ ertönen, eine stimmbare Variante des australischen Didgeridoo.
Die Songs von „Mo’Blow“ werden gemeinsam in der Gruppe geschrieben, das gibt einen einheitlichen Sound, in dem sich jeder der vier wiederfindet. Das sind intelligente Kompositionen, die nicht an altmodischem Funk interessiert sind, sondern an einer modernen, knackigen Version. Und freilich sind alle vier Musiker begnadete Improvisatoren, die ausgedehnte Soli mit Glut und Hitze versorgen können. (öhl)
Ausgabe
Die Rheinpfalz - Bad Dürkheimer Zeitung - Nr. 168
Datum Donnerstag, den 21. Juli 2016
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