29.06.2015
Manu Katché begeistert mit seiner Band bei Palatia Jazz-Konzert in Fronte Beckers in Germersheim
Er ist ein gerne gehörter Gast bei Palatia Jazz , der französische Schlagzeuger Manu Katché und einmal mehr war er nun zu Gast bei einem umjubelten Auftritt auf diesem Festival, diesmal open air in der Festungsanlage Fronte Beckers in Germersheim. Im Vorprogramm hatte Festivalleiterin Suszette Yvonne Moissl noch eine Neuentdeckung platziert, die Sängerin Natalia Mateo mit ihrer Band.
Von Rainer Köhl
Manu Katché ist mit seiner Musik ein Katalysator zwischen Jazz ,
Rock und Pop. Einer, dem es nicht um Etikettierung geht, sondern
schlicht und einfach darum, gute Musik zu machen. Und er hat immer feine
Musiker um sich geschart, um seine Vision eines gutklingenden Jazzrock
zu verwirklichen. Katché ist kein Musiker, der sich mit Brachialkraft in
den Vordergrund trommelt. Umso größere Präsenz erreichte er gerade
dadurch, dass er die rhythmischen Strukturen mit vielfarbig pulsierenden
Nuancen belebte. Mit den sparsamen Impulsen und wechselnden Farben
seines Spiels schien er Geschichten zu erzählen. So wie es im Lande
seiner Vorfahren, in Afrika Sitte ist.Der französische
Star-Schlagzeuger schrieb die Kompositionen für seine Band selber:
Elegische Hymnik, weitgetragen in den Saxophonsoli des Norwegers Tore
Brunborg, wobei die Musik nach und nach von kräftigeren Impulsen
durchwirkt wurde. Sei es von funkigen und tanzbaren oder von rockigen
Rhythmen. Häufige Tempowechsel brachten immer wieder Bewegung ins
Geschehen. Wie gute Fusion-Music funktioniert, das weiß Katché: aus dem
Ruhigen heraus große Steigerungen aufzubauen und allmählich in
kraftvollen Jazzrock zu überführen, das hat er sicher auch von
Miles-Davis-Platten studiert.
Sobald der Pianist Alfio Origlio von der Romantik des Flügels an das
Fender-Rhodes-Piano wechselte und dort raffinierte Akkorde anschlug, war
dies das Startsignal für heißere Grade, die die Klänge nehmen sollten.
Starke junge Musiker holt sich Katché immer wieder gerne in die Band.
Neu dabei war nun der Trompeter Luca Aquino, der eine schmiegsame
Virtuosität entfaltete und klanglich starke Farbtupfer setzte: im
akustischen Spiel ebenso wie mit Einsatz des Harmonizers, wozu er seine
Linien als Akkorde fluten ließ. Oder diese in krausen Parallelen treiben
ließ, was zu einer orientalischen Melodie besonders reizvoll wirkte.
Einen warm und satt schwingenden Kontrabass spielte Ellen Andrea Wang,
eine junge Musikerin aus Norwegen, die gleichfalls neu ist in der Band
und mit ihrem gutklingenden Groove starke Akzente setzte.
Alles war trefflich ausgefeilt in diesem Spiel, es gab fließende Wechsel zwischen entspanntem Strömen und kraftvollen Verdichtungen: beste Fusionkunst eben. Vorgezeichnet schon durch das Schlagzeugspiel des Bandleaders, das Lässigkeit mit klangsatten Impulsen verbindet. Bei den vitaleren Kompositionen wird die Klasse des Schlagzeugers deutlich: die komplexen Schlagfolgen, das polyrhythmische Spiel, all das kommt ebenso facettenreich und erregend wie klangintensiv. Percussive Techniken und swingendes Gefühl sind vortrefflich vereint. Hinzu kommt eine stark ausprägte Klangfantasie, Gespür für exquisite Farben und Atmosphäre. Insofern hatte der Franzose mit seinen Musikern alles richtig gemacht.
Zuvor sang Natalia Mateo mit ihrer exzellenten Band. Reiche Farben und
Sinnlichkeit kennzeichneten die Musik, der der warme Klang der
E-Gitarre, ebenso viel Reize gab wie das Klavier. Und dazu die frische
Stimme der polnischen Sängerin, die gerne auch in ihrer Muttersprache
sang, von der Einsamkeit des Teufels etwa.
Klasse Musiker hatte sie
dabei, die die Poesie der Songs im instrumentalen Fantasiereich
ausweiteten. Elegante Rhythmen waren eine treffliche Grundlage der
Songs: seien dies Bossa novas oder im Slow-motion- Jazz à la Solveig Slettahjell, an deren Art-Pop- Jazz -Melange
auch hier mancher Song erinnerte. Ein polnisches Volkslied sang sie
zuletzt: den obszönen Text, den sie ankündigte, verstand man nicht, wohl
aber die Vitalität dieser Musik, die lebhafte Soli initiierten.
Die Rheinpfalz - Pfälzer Tageblatt - Nr. 147
Montag, den 29. Juni 2015
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