02.06.2017
Gegenüber: Beim Festival palatia Jazz tritt morgen im Hufeisen in Germersheim die Sängerin China Moses auf – Torun Eriksen zuvor
Von Rainer Köhl
Es ist eine große Bandbreite, die den Gesang und Stil von China Moses prägen: Blues und Jazz, R’n’B und Soul. All dies ist gleich wichtig für sie.
„Es sind nur verschiedene Stimmungen, unterschiedliche Schwingungen. Ich bin mit all diesem aufgewachsen“, erzählte sie uns im RHEINPFALZ-Gespräch. „Ich bin ein Kind der achtziger Jahre und da hab ich das alles verinnerlicht, auch Pop, Rock, Hip-Hop und Funk. Zu jener Zeit haben auch die Musikvideos begonnen, kam die Zeit von MTV. Ich habe den Jazzeigentlich durch Hip-Hop entdeckt. Denn ich bin ein großer Fan von ,A Tribe called Quest’ und ,De La Soul’. All diese Bands haben den Jazz sehr intelligent in ihrer Musik gesampelt. Und ich lernte viel über Jazz, indem ich die Plattentexte der Hip-Hop-Alben las. Diese Hip-Hop-Künstler stehlen nicht die Musik, sondern interpretieren den Jazz neu. Und das reizte mich eben immer, auch mal das Jazz-Original kennen zu lernen. Das ist wie eine Schatzsuche“. Neben ihrer Solo-Karriere sang sie zum Ausgleich auch noch in einer Rockband: „Alarash“. „Ich lernte sie kennen, als ich wenig Musik machte. Ich liebe es, ganz verschiedene Projekte zu machen. Das ist es, was Musik überhaupt bieten sollte: die verschiedenen Formen, unterschiedlichen Schwingungen und einfach Verschiedenes auszuprobieren“.
Musik spielte früh eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Ebenso die Schauspielerei. Ihre ersten Schritte als Sängerin wagte China Moses bereits als Teenager.
1997 veröffentlichte sie ihr Debüt „China“, unter anderem mit einem Gastauftritt der Hip-Hop-Legende Guru. Sie etablierte sich mit zwei weiteren Alben sowie zahlreichen Features als gefragte Vokalistin in der aufstrebenden R&B-Szene ihrer Wahlheimat Paris. „Nightintales“ heißt ihr aktuelles Album und darauf singt sie erstmals eigene Songs.
Im Vorprogramm ab 19.30 Uhr singt Torun Eriksen mit der Band von Jan Felix May. Die norwegische Sängerin hat jenes gewisse Etwas in der Stimme, wie es so wohl nur im hohen Norden gedeiht. Die Sängerin aus dem Land der Fjorde hat ihre herbe, leicht rauchige Stimme sicher ganz aus der nordischen Natur geschenkt bekommen. Die strohblonde Norwegerin hebt sich angenehm ab vom Großteil der aktuellen Jazzsängerinnen, die auf der Erfolgswelle eines glatt polierten, pop-dominierten Gesangs schwimmen.
Die schwarze Musik war der Norwegerin schon sehr früh wichtig. Mit sechs Jahren ging sie in dem kleinen Städtchen Lunde in den Gospel-Chor. „Wenn man in Norwegen nichts mit Klassik zu tun hat, dann singt man eben Gospels“, so ihr lakonisches Statement. Ein bisschen hat dieses Timbre etwas von amerikanischen Folksängerinnen. Einen rustikalen Charme, der die unendliche Weite einer Landschaft ausschwingen lässt.
Quelle
Ausgabe Die Rheinpfalz Nr. 127
Datum Freitag, den 02. Juni 2017
Seite 23